Geht es Ihnen manchmal auch so, dass Sie morgens ungern aufstehen? Nicht, weil Sie noch sehr müde sind, das Wetter an dem Tag keine Einladung zum Aufstehen ist oder sehr viel Arbeit auf Sie wartet, sondern weil Ihr Inneres verstimmt ist, Schwermut auf Ihnen lastet, Sie keine Perspektive haben und Belastendes Sie quält?
Kürzlich bin ich morgens ganz besonders aufgewacht. Nachdem ich Tage zuvor viel Schweres erlebt, Unangenehmes gehört, Schrecklies gelesen und von der Zunahme depressiver Verstimmungen der Menschen vernommen habe und viel Lebenslust und Kraft verloren habe, da hat sich mir das Wort Hoffnung ganz breit in meinem Innern aufgestellt. Da habe ich mich gefragt, warum bestimmt nicht die Hoffnung in mir mein Leben, sondern das viele Unangenehme, das täglich auf mich einströmt?
Sogleich drehte sich in mir die Perspektive, die Sichtweise. Es kamen mir ganz viele schöne Momente, die ich erlebt habe, in den Sinn. Es waren wunderbare Begegnungen, schöne Erlebnisse, wohltuende Zusagen, viele Dankbarkeiten und gelungene Veranstaltungen.
Sie glauben gar nicht wie mich die Hoffnung an diesem Morgen motiviert hat, aufzustehen, umzudenken, den Tag anders anzugehen und das Leben unter dem Aspekt der Hoffnung zu sehen und zu gestalten.
Da fragte ich mich: Was bestimmt eigentlich mein Leben und meinen Alltag? Von was lasse ich mich leiten und bestimmen? Daraufhin habe in meinem Leben nachgespürt und gemerkt, dass es mehr Schönes, Gutes, Hoffnungsfrohes, Gelungenes, Wertvolles, Liebens- und Lebenswertes gibt als all das, was mein Leben beschwert, belastet und schwermütig macht. Wem räume ich eigentlich in meinem Leben mehr Raum ein? Wem gebe ich die Oberhand, die mein Leben bestimmt?
Nachdem diese Fragen in mir aufgestiegen sind, hat die Hoffnung in mir ein Kraftwerk angeschaltet. Hoffnung ist doch nicht nur Zukunftsmusik, sondern eine unsagbar starke Kraftquelle im Jetzt, ein wunderbares Gefühl, das motiviert und es einem leichter macht, den Weg zu gehen. Hoffnung ist der Grundpfeiler des Lebens, ein Lebensfundament, das trägt, hält und auf das ich bauen kann. Sie ist wie Lebenselixier, ein Zugpferd, Kraftquelle und Motivation und zugleich Ziel meines Unterwegsseins… Ist diese Hoffnungslosigkeit eine Schwäche meines Glaubens, der das Ziel, die Perspektive aus den Augen verloren hat? Da ist mir das Wort aus der Schrift eingefallen: „Du Kleingläubiger, warum hast du gezweifelt!“ Matthäus 14,31. Gott sei Dank gibt und ist mir mein Glaube große Hoffnung, nicht nur in schwermütig machenden Zeiten, sondern immer.
Ihr Pfarrer Edgar Briemle
Unterschrift Foto:
„Murmel im Licht“
Was sehe ich? Murmel, Schatten oder ich weiß um die Lichtquelle?