Pfarrkirche St. Anna in Vogt

Ein Kirchenbau aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit Ausstattung im Stil des Barock

Geschichtliches zur Kirche St. Anna

Um das Jahr 1500 wurde auf dem Hofgut „Stüber vorm Wald“ (heute Allgäu-Apotheke) eine Kapelle zu Ehren der heiligen Mutter Anna errichtet. 1701 wurde diese Kapelle erweitert. Sie gehörte zunächst dem Karmeliterkloster zu Ravensburg, wurde jedoch im 18. Jh. der Pfarrei Karsee als Filialkirche zugeordnet. Im Jahre 1777 erfuhr die Kapelle anlässlich der Errichtung eines Benefiziums (eine der Pfarrei untergeordnete Seelsorgestelle mit eigenem Geistlichen) in Vogt eine weitere Vergrößerung und führte den Titel einer Kurazienkirche. Zugleich wurde auch das Wohnhaus für den Geistlichen, das heutige Gemeindehaus westlich der Kirche, errichtet. Weil diese Kirche nach der Erhebung des Vogter Benefiziums zur Pfarrei 1808 viel zu klein war, wurde sie 1833 abgerissen. An ihrer Stelle wurde ein Neubau, die heutige Kirche, errichtet, die am 16. Juni 1837 geweiht wurde.
Die Vogter Kirche wurde im so genannten „Finanzkammerstil“ errichtet. Diese Bezeichnung kommt daher, weil damals der Staat – das Königreich Württemberg – verpflichtet war, Kirchenbauten zu finanzieren. Die Vorhalle, in die man bei Betreten der Kirche zunächst gelangt, wurde bei der letzten umfassenden Renovation 1977/78 angebaut.

Kapitelle am Hochaltaraufbau

Die Ausstattung der Kirche

Im Jahr 1833 wurde die Kirche St. Anna an der Stelle einer um 1500 entstandenen Kapelle zu Ehren der heiligen Mutter Anna im so genannten Finanzkammerstil erbaut, nachdem Vogt 1808 zur Pfarrei erhoben worden ist. Sparsamer Kirchenbau für möglichst viele Leute hieß damals die Devise. Dennoch ist die Kirche im Lauf der Jahrzehnte zu einer ansehnlichen Ausstattung gekommen.

Die Deckenbilder „Mariä Verkündigung“ und „Hl. Cäcilia“ wurden 1908 von Otto Traub aus Zwiefalten gemalt.

Die bauzeitlichen Fenster wurden 1898 durch Stiftung von Gemeindemitgliedern durch neue Kathedralglasfenster aus der Werkstatt Glotz Ravensburg ersetzt.

Der Hochaltar stammt zwar aus der Erbauungszeit der Kirche, wurde jedoch mit zahlreichen barocken Zierelementen und Putten aus dem 18. Jahrhundert geschmückt. Die Figuren des hl. Konrad (Kelch) und des hl. Ulrich (Fisch) stammen aus dem 18. Jahrhundert.

Hochaltar mit den seitlichen Figuren des hl. Konrad (rechts) und des hl. Ulrich (links)

Das ursprüngliche Altarbild „Marienkrönung“ wurde 1965 gegen die skulpturale Darstellung der Marienkrönung durch die göttliche Dreifaltigkeit ausgetauscht. Der Ravensburger Bildhauer Reinhold Schäle fertigte diese Kopie nach dem Original in der Rothauskapelle an.

Von ihm stammt auch die Marienstatue im linken Seitenaltar im Jahr 1977 nach einem Original in einer Kapelle in Egelsee Gemeinde Tannheim angefertigt.

Ebenso von Schäle stammt die zentrale Figur des rechten Seitenaltars, der heilige Wendelin, kopiert nach einem Original in der Pfarrkirche Riedhausen.

Auch der Auferstehungschristus stammt von Schäle.

Ein Vogter Bildhauer, Gebhard Müller, auf dem Wucherhof geboren, hat 1878 die Figuren des hl. Augustinus und des hl. Thomas geschaffen, die den hl. Wendelin flankieren, ebenso die hl. Walburga und die hl. Theresia von Avila, die die Mutter Gottes flankieren. Auch die Pietà auf der rechten Seite der Chorwand stammt von ihm (1875).

Die Relieffiguren der vier Evangelisten an der Kanzel schuf 1878 Josef Eggler aus Vogt. Der Kreuzweg von Anton Dobler aus Gebrazhofen wurde bereits 1798 angeschafft.  Auch die Apostelbilder stammen von einem Maler Betz aus Gebrazhofen (1839).

Der Taufstein stammt von Steinmetz Alfred Maucher in Vogt.

Bei der Renovation im Jahr 2016 wurde der Altarraum neu gestaltet. Sedilien, Altar  Ambo und Osterleuchter sind Werke des Kressbronner Künstlers Hubert Kaltenmark. Geschliffener Sellenberger Muschelkalk aus der Würzburger Gegend wurden hier verwendet nebst Schamotteziegel aus einem Kachelofen, der in KressbronnJahrhundertelang eine Stube gewärmt hat. „Sie stehen für die mütterliche Wärme der heiligen Anna“, so der Künstler.

Pfarrer Anton Hirschle

Das Vogter Geläute besteht aus 5 Glocken, die 1962 von der Firma Gebhard in Kempten gegossen wurden (des,f,as,b, des). Eine Glocke aus dem Jahr 1623 stammt aus dem Kloster Urspring. Sie kann nur singulär geläutet werden, da sie im Ton nicht zum anderen Geläut passt.

Die Ausstattung stammt größtenteils aus dem 19. Jahrhundert. Einige Stücke sind jedoch älter, so die barocke Annafigur, die noch aus dem Vorgängerbau unserer Kirche stammt. Unter den Künstlern ist besonders der auf dem Wucherhof bei Vogt geborene Bildhauer Gebhard Müller hervorzuheben, der den Großteil des Figurenschmucks geschaffen hat.

Das Vogter Geläute besteht aus insgesamt sechs Glocken. Die älteste von ihnen, die 1623 gegossene Annaglocke, dient heute als Wetterglocke. Die anderen fünf Glocken sind von 1962:

1.    St. Anna Glocke, 1702 kg, Ton: des
2.    Marienglocke, 840 kg, Ton: f (Angelusglocke)
3.    Christkönigsglocke, 482 kg, Ton: as
4.    St. Wendelinus – Glocke, 340 kg, Ton: b
5.    Josefsglocke, 210 kg, Ton: des (Scheidungsglocke)

Die Figur der hl. Anna (17. Jahrhundert) stammt noch aus der Vorgängerkirche

Die Orgel in St. Anna

Die Orgel in unserer katholischen Kirche wurde 1978 von der Orgelbaufirma Reiser aus Biberach erbaut und am Christkönigsfest desselben Jahres feierlich eingeweiht. Unter dem damaligen Pfarrer Max Hess war KMD Heinrich Hamm als Orgelsachverständiger der Diözese Rottenburg für die Disposition der Orgel verantwortlich. Die zweimanualige Orgel (Hauptwerk, Rückpositiv und Pedalwerk) mit 20 Registern und 1414 Pfeifen aus Holz, Kupfer und Zinn ist mit einer mechanischen Spiel- und Registertraktur ausgestattet.

Die Orgel tönt in feierlichen Klängen,
nur hohen Dingen ist ihr Schall geweiht.
Sie stimmt das Herz zu heil’gen Lobgesängen,
sie fühlet mit den Menschen Freud und Leid.
Sie schallt der frohen Braut am Hochaltare
und klagt mit dem Betrübten an der Bahre.

(Friedrich Schiller)

Die Orgel aus dem Jahr 1978 von der Firma Reiser

Ein Ort der Fürbitte

Der Künstler Hubert Kaltenmark schreibt über den „Ort der Fürbitte“:

„Im August 2019 wurde ich von der Kirchengemeinde angefragt, einen Entwurf bzw. eine Idee zu entwickeln für einen „Ort der Fürbitte“. Hier soll eine einzelne Kerze brennen, stellvertretend für viele kleine Kerzen, die man bei Bitten, Dank und Sorgen anzündet, sozusagen als „Gemeinde – Kerze“. Außerdem soll auch möglich sein, Dank, Bitten und Fragen aufzuschreiben und hier zu hinterlassen.

Zum einen sollte es also ein Ort sein, der Schutz, Zuflucht und persönliche Nähe bedeutet, zum anderen soll der Ort mitten unter uns und die Kerze dennoch vor offenem Zugriff geschützt sein. Dies alles führte zu langen Überlegungen und Versuchen zu einer Gestaltung bzw. Form zu kommen, die all dies zum Ausdruck bringt. Die Überlegung war, das Licht der Kerze zu sehen und durchaus fühlbar zu machen, diese aber auch zu schützen. So entwickelte ich eine Art Gitter das wie ein Dornbusch das Licht schützt, dessen Schein, seine Wärme und Geruch aber durchdringen lässt.

Der Sockel der Fürbitt-Stele wurde als runde Säule aus Sellenberger Muschelkalk und Ziegeln, entsprechend der Prinzipalien im Chorraum ausgeführt. Hier greift auch das Bronze–Element, mit Fächern und einen Einwurf-Kasten für Zettel, von oben her ein und verbindet sich somit mit dem Bronze-Gitter auf der Stele. Das Gussmodell für den Kasten wurde aus Sperrholz gebaut und dann im Ausschmelzverfahren mit Bronze gegossen. Das Gitter wurde nach und nach, Bogen für Bogen, in Wachs moduliert und ebenfalls in Bronze gegossen.“

Die „Idee“ zu diesem Denkmal ist aus dem Prozess KiamO („Kirche am Ort – Kirche an vielen Orten gestalten“) und einer Gemeindebefragung hervorgegangen. In dieser Fragebogenaktion kam heraus, dass es in unserer Kirche einen Ort geben sollte, an dem man verweilen und seine Anliegen bzw. seinen Dank formulieren und ablegen kann. Stellvertretend für die Anliegen soll eine Kerze brennen, so der Wunsch. So entstand ein erster (skizzenhafter) Entwurf im Prozessteam und mit den Kirchengemeinderäten. Mit diesem Entwurf sind wir im August 2019 an Herrn Kaltenmark herangetreten, der dann die Ausführung des Kunstwerkes übernommen hat. Installiert wurde es dann ein Jahr später im August 2020. Am „Tag des offenen Denkmals“, den 11. September 2022 hatten wir Herrn Kaltenmark zu Gast, der eindrucksvoll von seinen Überlegungen und dem Entstehen des Kunstwerkes erzählte.

Eine einbaute Schreiblade zum Herausziehen und ein Fach mit Stiften und Papier bietet Ihnen die Möglichkeit eine Bitte, einen Dank oder ein Anliegen aufzuschreiben und in den Einwurfschlitz zu werfen. Ihre Anliegen werden regelmäßig ins stille Gebet bei unseren Sonntagsgottesdiensten hineingenommen.

Der „Ort der Fürbitte“ in der Vogter Pfarrkirche an der Westwand innen