Kapellen und Gebetsorte in der Kirchengemeinde Waldburg

Die kleinen Waldburger Feldkapellen gruppieren sich in weitem Umkreis um unser Dorf. Sie sind – wie alle Kapellen – einem heiligen oder zumindest einem seligen Schutzpatron geweiht, der dort auch bevorzugt um Hilfe angerufen wird.

Einige der Waldburger Kapellen werden im Volksmund jedoch nicht nach ihrem Schutzpatron benannt, sondern nach den körperlichen Gebrechen, für welche die jeweiligen Patrone „zuständig“ sind und angerufen werden.

Da diese körperlichen Gebrechen zum größten Teil in feinsten oberschwäbischen Begriffen ausgedrückt sind, sind sie nicht für alle gleichermaßen verständlich. Darum werden in den folgenden Beschreibungen auch hierzu Erklärungen gegeben.

Habnitkapelle in Neuwaldburg

Die Habnitkapelle ist die jüngste der Waldburger Kapellen, aber sicher die meistbesuchte

Die Habnitkapelle wurde als jüngste Feldkapelle 1997 zu Ehren des Seligen Habnit erbaut. Habnit, ein Hirte, lebte im 16. Jahrhundert und gilt als Volksheiliger. Ihm werden viele Wunderheilungen insbesondere an Kindern nachgesagt. Noch in diesem Jahrhundert war die Wallfahrt zu diesem Wundertätigen beachtlich, um Beistand für ein krankes Kind zu erbitten. Die Kapelle wurde „auf dem Trieb“ hinter dem Vorwald, dem heutigen Neuwaldburg, errichtet, wo Habnit als Dorfhirte die Tiere der Dorfbewohner hütete. Wie die Kartentafel von Johann Andreas Rauch aus dem Jahr 1625 dokumentiert, wurde über dem Grab Habnits an der Südwand der Waldburger Kirche zunächst eine kleine Grabkapelle errichtet. Diese Kapelle wurde im Jahr 1835 abgebrochen, weil die Sakristei, die sich bis dahin im Erdgeschoß des Kirchturmes befand, auf die Südseite der Kirche verlegt wurde. Die Gebeine des Seligen Habnit wurden hierbei in eine Wandnische der neuen Sakristei umgebettet und mit einer steinernen Grabplatte abgedeckt. Als 1951 die Sakristei erweitert wurde, hat man das Grab geöffnet und die Gebeine gehoben. Die Grabplatte wurde in die Südwand der Sakristei eingelassen, wo sie heute noch  zu sehen ist (siehe Bild). Das Haupt und die bei der Graböffnung vorgefundenen Gebeine werden in einem Reliquiar hinter dem Chorbogen der Pfarrkirche verwahrt.
(Text – mit freundlicher Genehmigung: www.gemeinde-waldburg.de)

Kapelle St. Erasmus

Diese Kapelle liegt in schöner Höhenlage zwischen Waldburg und Siebratsreute

Dieses Kapelle – auch Grimmenkapelle genannt – wurde in neuerer Zeit erbaut für eine Vorgängerkappe, die zum Großteil aus Holz errichtet war. Ihre Ausstattung lässt aber auf ein bedeutendes Alter schließen. So trägt eine große hölzerne Bildtafel in dieser zum Hof Hahn in Frankenberg gehörenden Kapelle die Jahreszahl 1748. Diese Bildtafel zeigt neben verschiedenen Nothelfern (St. Ablonia für Zahnweh, St. Rochus für die Aisen, St. Martin für die Hab, St. Sebastian für alle Kranken) in drastischer Weise das Martyrium des heiligen Erasmus, dem die Gedärme aus dem Leib gerissen wurden. Somit wurde er zum Helfer bei allen Krankheiten des Leibes (Grimmen = Leibschmerzen).
(Text – mit freundlicher Genehmigung: www.gemeinde-waldburg.de)

Kapelle St. Rochus

Weithin sichtbar liegt diese Kapelle ganz allein in weiter Flur im Süden des Gemeindegebiets

Die idyllisch gelegene Rochuskapelle – auch Oißenkapelle genannt – im Schafmeier (Bauer Grabherr) ist die kleinste der drei Feldkapellen und war früher mit wertvollen Barockskulpturen und einer gotischen Tafel ausgestattet. Da sie vor Jahren völlig ausgeraubt wurde (die Bildwerke konnten wieder beigebracht werden), wollte der Eigentümer kein Risiko mehr eingehen und ließ ein Abbild der Patronsfigur, des heiligen Rochus an die Stirnwand der Kapelle malen. Das Wandbild zeigt Rochus als Pilger gekleidet, mit einer Pestbeule (Oiße = Eitergeschwür, Abszess) und Besen. Diese, meist aus Birkenreisig, sind Zeichen der Reinigung und sollen am meisten Abwehrkraft für „Oißen“ haben, wenn sie am Karfreitag in der Kapelle abgelegt oder am Bild angebracht werden. Aus diesem Grund nennt man das Kapellchen im Volksmund auch „Besenkäppele“.

Daneben steht zu lesen:
„Seit alter zeit mein Bild stand hier,
viel gläubig Volk sucht Hilf bei mir,
bis dass ein Dieb von dieser Statt,
mich nachts hinweggetragen hat.
Damit dies fürder nicht geschieht,
man hier mich als Gemalten sieht.“

(Text – mit freundlicher Genehmigung: www.gemeinde-waldburg.de)

Lourdesgrotte

Diese Grotte liegt direkt oberhalb der Waldburger Kirche verborgen am Waldrand

Im Jahr 1858 hatte ein vierzehnjähriges Mädchen in einer Grotte nahe dem südwestfranzösischen Städtchen Lourdes wiederholt Marienerscheinungen. Die kirchliche Untersuchungskommission hielt ihre Berichte für wahr. 1933 wurde Bernadette Soubirous, so der Name des Mädchens, schließlich heiliggesprochen. Nachdem sich in Lourdes zahlreiche Wunderheilungen ereigneten und sich Lourdes mehr und mehr zu einem Gnadenort entwickelte, wurden überall in Europa kleine Grotten als Gebetsstätten errichtet, an denen Maria als Fürbitterin angerufen wird.