„Ich will den Kelch des Heils erheben und anrufen den Namen des Herrn“ heißt es im Psalm 116. Bei meiner Primiz, meiner ersten Heiligen Messe, der ich als Priester vorstehen darf, werde auch ich einen Kelch erheben, wenn ich zum ersten Mal in meinem Leben die Wandlungsworte spreche, den Wein konsekriere und daraus das Blut unseren Herrn Jesus Christus wird. Papst Benedikt XVI. beschrieb diesen Vorgang einst mit den schönen Worten: „[Der Priester] spricht über die Gaben von Brot und Wein die Dankesworte Christi, die Wandlungsworte sind – ihn selbst, den Auferstandenen, sein Fleisch und sein Blut gegenwärtig werden lassen und so die Elemente der Welt verändern: die Welt auf Gott hin aufreißen und mit ihm zusammenfügen.“
Heute möchte ich Ihnen meinen Primizkelch in aller Kürze vorstellen. Oft lässt sich ein neugeweihter Priester seinen Primizkelch anfertigen, ich jedoch habe mich dafür entschieden, einen historischen Kelch zu kaufen. Dieser stammt wohl aus dem letzten Viertel des 14. Jahrhunderts und wurde in der Toskana gefertigt. Mein Primizkelch wiegt ca. 350 g und ist 19 cm hoch. Am sogenannten Nodus sind sechs Medaillons mit folgenden Motiven angebracht: das Lamm Gottes, IHS (als Kurzform des Namens Jesu), je zwei Frauen und zwei Männer. Meiner Vermutung nach ist eine der Frauen die Gottesmutter Maria, die beiden Männer stellen möglicherweise den gegeißelten Jesus dar. Ganz entschlüsseln lassen sich die vier Personen jedoch nicht. Wahrscheinlich waren alle Medaillons ursprünglich mit Emaille gearbeitet. Der Fuß wie auch der Nodus des Kelches sind mit Ranken und Blumen reich verziert. Das Spannendste an meinem Kelch ist jedoch die Inschrift am Fuß. Wenn ich es richtig entziffert habe heißt es dort: „QIVSTO E FACTO A PETETIONE DE GIOVANE DALA“. Ich gehe davon aus, dass es sich hierbei um eine Mischung aus Altitalienisch und Latein handelt. Ganz fehlerfrei ist die Gravur wohl nicht, dennoch lässt sich eine Vermutung anstellen, was es übersetzt heißen könnte: „Dieser [Kelch] wurde auf Bitten von Giovane Dala angefertigt.“ Bei Giovane handelt es sich wohl um eine alte Form des Namens Giovanni, also Johannes.
Ich freue mich heute schon mit meinem besonderen Kelch und Ihnen meine erste Heilige Messe feiern zu dürfen.
Tim Miller, Diakon